Moore – oft die „Lungen der Erde“ genannt – sind empfindliche Ökosysteme, die heute unter enormem Druck stehen. Besonders in den Niederlanden droht diesen kohlenstoffreichen Böden der Kollaps: Jahrhunderte der Entwässerung und intensiven Landwirtschaft haben ihre Balance zerstört. Wenn sie zusammenbrechen, setzen sie große Mengen CO₂ frei. Für die Designerin Iris Veentjer ist diese Krise jedoch nicht nur ein Problem, das es zu lösen gilt. Sie sieht darin auch eine Chance, Materialien neu zu denken und unsere Beziehung zur Natur zu überdenken.
Ihr Fokus liegt auf dem Rohrkolben – einer Pflanze, die in nassen Böden hervorragend gedeiht. Sie könnte nicht nur Landschaften verändern, sondern auch Textilien. Aus den zigarrenförmigen Samenständen entwickelt Veentjer ein Material namens Plantfur. Was normalerweise als landwirtschaftlicher Abfall gilt, sammelt sie rechtzeitig ein, bevor es sich unkontrolliert verbreitet. Daraus entstehen Platten, die in ihrer Struktur an Fell erinnern. Jeder Samenstand hat seine eigene Größe, wodurch natürliche Streifenmuster entstehen – einzigartig und ästhetisch.
Der Clou: Plantfur ist nicht nur eine nachhaltige Alternative zu tierischem Fell oder Kunststoffen auf Erdölbasis. Es eröffnet auch Landwirten eine zusätzliche Einkommensquelle – und trägt gleichzeitig zur Reduzierung von Emissionen bei.
„Das frühzeitige Ernten von Rohrkolben-Zigarren verhindert ihre invasive Ausbreitung – und verwandelt Abfall in Wert.“
Iris Veentjer
Dass das Projekt beim SUSTAINABLE INNOVATIONS Forum präsentiert wird, ist ein starkes Zeichen. Es zeigt, dass Nachhaltigkeit mehr bedeutet als „weniger Schaden anrichten“. Plantfur wirft entscheidende Fragen auf: Was wäre, wenn wir Feuchtgebiete zur Fellproduktion nutzen könnten – anstelle von Massentierhaltung? Was wäre, wenn Landwirtschaft im Einklang mit Klimaresilienz stünde, statt sie zu untergraben?
Plantfur ersetzt nicht einfach alte Materialien. Es eröffnet eine neue Denkweise: Materialien als Teil eines ökologischen Kreislaufs. Ein wichtiger Gedanke für die Zukunft der Textilien. Denn Stoffe werden nicht nur danach bewertet, wie sie sich anfühlen, sondern auch danach, wie sie in ein Ökosystem passen.
Veentjers Arbeit macht deutlich: Luxus und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus. Sie können Hand in Hand gehen – in Form von Materialien, die schön sind und gleichzeitig Gutes für die Umwelt tun.
H2 | SI
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