Pauline Van Dongen

Solar Self von Pauline van Dongen

SUSTAINABLE INNOVATIONS Autumn.Winter 21/22 #2

Simon Angel ist jede Saison aufs Neue auf der Suche nach den vier zukunftsweisensten SUSTAINABLE INNOVATIONS.

Vier nachhaltige Entwicklungen wurden auf den FABRIC DAYS präsentiert – darunter diese textile Innovation, die Technologie und Fashion auf einzigartige Weise verbindet:

SOLAR SELF von PAULINE VAN DONGEN

Ein Kleid mit dem man das Smartphone aufladen kann? Was nach Utopie klingt, ist bereits greifbare Wirklichkeit. Für ihr Projekt „Zonnestof“ („Sonnenstaub“) haben Pauline Van Dongen und Maaike Gottschal ein gewebtes Textil mit dünnen, flexiblen Solarzellen entwickelt und damit neue ästhetische Qualitäten und Materialeigenschaften geschaffen. Ein Spiel aus Farbe, Textur und Transparenz: Durch die Kombination der Solarzellen mit verschiedenen Garnen und die Variation unterschiedlicher Webmuster und -techniken kann eine breite Palette von Textilien hergestellt werden.

„Der kreative Prozess lädt Menschen ein, sich zu beteiligen, ihre Träume und Wünsche zu erkunden und zu zeigen, welche Rolle Sonnenenergie in ihrem täglichen Leben spielen kann. Alle Teilnehmer werden durch ihren Beitrag Eigentümer des Projekts und sind somit Teil einer größeren Bewegung.“

Pauline van Dongen

Doch den niederländischen Modedesignerinnen und Forscherinnen geht es nicht nur um die Einbettung von Technologie in Mode. Die Initiatorinnen des Projektes interessieren sich viel mehr dafür, welche soziale Erfahrung das Arbeiten mit Solar-Stoffen und das Tragen von Technologie am Körper bedeuten. Das Projekt lädt die Teilnehmer in Workshops dazu ein, ihr eigenes Stück „Solar Design“ zu erschaffen und eine nachhaltige Zukunft zu weben. Anstatt Natur und Technologie als Widerspruch zu sehen, möchten Van Dongen und Gottschal Technologie zu etwas Selbstverständlichem machen. Und nicht nur Mode kann durch den Solarstoff einen nie dagewesenen Mehrwert erhalten: Das Textil kann auch in der Architektur oder Innenausstattung, für neue Transportkonzepte und im öffentlichen Raum sowie bei Veranstaltungen und Festivals eingesetzt werden.


The Nurture Room: Interview mit Pauline van Dongen

LET'S TAKE CARE OF FASHION TOGETHER.

Während der vergangenen MUNICH FABRIC START haben Sie das Smart Textile Pop-up Lab im KEYHOUSE präsentiert. Worum ging es dabei?

Das Ziel dieses Pop-up Labs war es, Menschen mit Smart Textiles, insbesondere mit solchen, die durch gedruckte Elektronik entstehen, vertraut zu machen. Durch meine Arbeit im Holst Centre (ein führendes niederländisches R&D-Zentrum) sehe ich das Potenzial der gedruckten Elektronik für die Textilindustrie. Diese gedruckte Elektronik ist dünn und dehnbar und der Druckprozess ermöglicht einen modularen Designansatz. Darüber hinaus werden sie mit bekannten Verfahren hergestellt: durch Siebdruck von leitfähigen Farben auf flexible Substrate wie TPU und anschließender Heißverklebung dieser intelligenten „Trims“ auf Textilien. Die Besucher des Pop-up-Labors konnten dieses Verfahren aus nächster Nähe beobachten, um es besser zu verstehen und sich von den Möglichkeiten inspirieren zu lassen.

Diesmal können Messebesucher eine (kostenlose) Session im „The Nurture Room“ buchen. Sehen Sie sich den Timetable an und registrieren Sie sich hier.

Was wird sie dort erwarten?

Nachdem erfolgreich der Prozess des Druckens von Elektronik und deren Integration in Textilien gezeigt wurde, ist es Zeit für den nächsten Schritt. The Nurture Room ist ein Raum zum Nachdenken und zur Begegnung mit Gleichgesinnten, die den Wunsch teilen, die Modebranche neu auszurichten. Er lädt zu offenen Dialogen ein, die sich mit der Dringlichkeit befassen, neue Beziehungen zwischen Menschen und der Kleidung, die sie tragen, zu schaffen.

Das Ziel der Sessions im The Nurture Room ist es, die Teilnehmer nicht nur zu inspirieren, sondern sicherzustellen, dass sie konkrete Taten folgen lassen können. Sie werden von Experten für Wearable Technology durch die Session geführt: Pauline van Dongen und Marina Toeters. Durch die Buchung einer Session zu einem bestimmten Thema, wie z.B. Workwear, Outdoor-Bekleidung oder Casual Wear, können Sie Ihren Wissensschatz erweitern und gleichzeitig die Richtung der Entwicklungen im Bereich Wearables mitgestalten.

Die Sessions sollen Unternehmen der gesamten Wertschöpfungskette miteinander verbinden, um gemeinsam zu neuen Produktentwicklungen beizutragen. Gemeinsam werden wir Wege diskutieren, wie Technologien sinnvoll in die Kleidung eingebettet werden können. Die Besucher können die neuesten Entwicklungen kennen lernen, die in diesen Bereich fallen, wie z.B. MYSA 2.0: ein „Relax-Shirt“, das den Träger durch Atemübungen führt, die durch subtile Vibrationen entlang der Wirbelsäule spürbar sind.

By Pauline van Dongen, sold via publisher “ArtEZ Press”

Kannst du uns mehr über deine Forschung erzählen und wie die Idee von The Nurture Room dazu passt?

In meiner Forschung konzentriere ich mich auf die Art und Weise, wie Kleidung zwischen unserem Körper und der Welt vermittelt. Unsere Kleidung prägt unsere Beziehung zur Welt, sie prägt aktiv unsere Wahrnehmung und unser Handeln. Ich untersuche, wie wir unsere Beziehung und emotionale Bindung zur Kleidung und auch zu anderen Menschen und zur Umwelt stärken können. Wenn unsere Kleidung aktiv und ansprechbar wird, wie wirkt sich das zum Beispiel auf die Beziehung zwischen Mensch und Kleidung aus? Meine Forschung zeigt, dass wir bei der Herstellung von Wearables die gesamte Bandbreite der Erlebnisqualitäten des Kleidungsstücks berücksichtigen müssen, und nicht nur die Funktionalität der Technologie. Diesen Ansatz beschreibe ich ausführlich in meinem kürzlich erschienenen Buch „A Designer’s Material-Aesthetics Reflections on Fashion and Technology“. Es enthält auch praktische Anleitungen für Designer und Ingenieure, die Wearables entwickeln wollen.

Als Designer, der in den Bereichen Modedesign, Textilinnovation und Technologie arbeitet, verstehe ich diese verschiedenen Welten und weiß, wie man sie miteinander verbindet. Ich wünsche mir, dass die Menschen, die diesen Raum betreten, sehr bewusst darüber nachdenken, was sie für wen entwickeln wollen, welche neuen Werte das Produkt den Menschen bringt und wie sie Überlegungen zum Wohlergehen des Planeten einbeziehen. Dieser Anspruch spiegelt sich im Konzept von The Nurture Room wider.

Warum nannten Sie es „The Nurture Room“?

Nurture ist die Unterstützung, die jemandem gegeben wird, während er wächst und sich entwickelt. Der Begriff spiegelt die Sorgfalt wider, mit der wir alle die Industrie behandeln sollten. Im Zusammenhang mit „Natur vs. Nurture“ beschreibt das Wort „Nurture“ die Beeinflussung des Lernens und anderer Umwelteinflüsse. Ich habe erlebt, wie viele neue Dinge ich lernen musste, als ich mich für Wearables entschieden habe. Da ich das System sowie meine eigene Position und Einstellung als Designer verändern wollte, merkte ich auch, dass ich einige der Denkmuster, die die Grundlage meiner Modeausbildung bildeten, ablegen musste. Dieses Lernen und Verlernen sind Prozesse, für die sich nicht viele Menschen in der Branche die Zeit nehmen wollen oder können. Während neue Perspektiven gerade jetzt so dringend benötigt werden. Um dies zu erleichtern, lautet unsere Hauptbotschaft: „Kommen Sie und bilden Sie sich selbst, indem Sie Ihr Wissen im Bereich der Wearable Technology erweitern.“

Besuchen Sie The Nuture Room in dem Keyhouse, Booth #24

Aufgrund der begrenzten Platzanzahl der einzelnen kostenlosen Workshops bitten wir Sie um Anmeldung mit Angabe des bzw. der gewünschten Workshops per Mail an Chantal Gräff unter cgr@munichfabricstart.com.

WORKSHOP TIMETABLE

Dienstag, 4. Februar
11.00 – 11.45 Uhr: Sports & Activewear
14.00 – 14.45 Uhr: Wool & Tailoring

Mittwoch, 5. Februar
11.00 – 11.45 Uhr: Workwear
14.00 – 14.45 Uhr: Intimates
16.00 – 16.45 Uhr: Outdoor

Donnerstag, 6. Februar
12.00 – 12.45 Uhr: Casualwear