Sustainable Innovations

Sustainable Innovations #5: The Healing Imprint

The Healing Imprint by Laura Deschl

SUSTAINABLE INNOVATIONS Spring.Summer 23 #5

22. April 2022

Emotionale Heilung durch Kleidung – dank der Symbiose von Wissenschaft und Textilien: The Healing Imprint erforscht das therapeutische Potenzial von gestrickten Kleidungsstücken. Bodysuits, Handschuhe, Socken und Kissenbezüge sind so gefertigt, dass sie bei Bewegung Akupressurpunkte an verschiedenen Körperstellen wie den Händen, Füßen und dem Kopf stimulieren. Die maßangefertigten Textilien haben Gitter, durch die kleine Massagekugeln bewegt werden können. So können die Akupressurpunkte gezielt erreicht werden.

Laura Deschl ist nicht nur die Designerin dieser besonderen Textilien, sondern hat auch einen Hintergrund als Yogalehrerin – ihr Wissen nutzte sie dazu, eine auf Yoga basierende Bewegungspraxis zu entwickeln, die mit Hilfe des eigenen Körpergewichts den Druck auf bestimmte Punkte des Körpers erhöht. Auch Traumata können laut Deschl mit dieser Methode aufgearbeitet werden. In Kombination mit einer trauma-sensitiven Yoga-Praxis werde die Kleidung so zu einem individuellen Werkzeug, mit dem auch tieferliegende Emotionen aus- und aufgelöst werden können. The Healing Imprint zeigt, wie die Bereiche Wissenschaft, Wirtschaft, Medizin, Psychologie und Textilherstellung interdisziplinär miteinander in Einklang gebracht werden können.

Healing Imprint
Healing Imprint

Gefühle zulassen und fühlen: Psychische Erkrankungen und Traumata sind in der Gesellschaft oftmals noch ein eher unsichtbares Thema. Ein großes Anliegen von Laura Deschl ist es deshalb, auf Themen rund um die psychische Gesundheit und die Spuren von Traumata auf dem Körper hinzuweisen und diese zu entstigmatisieren. Deschl möchte Patient*innen dabei helfen, ihr Körpergefühl zu schulen und sie auf diesem Weg wieder näher zu ihrem Körper zu bringen.

“Die Kleidung von The Healing Imprint hilft mit Akupressur dabei, auf tief verborgene Erinnerungen oder Emotionen zuzugreifen. Mit dazu abgestimmten trauma-sensitiven Yogapraxen wird darüber hinaus die Selbstreflexion erleichtert. Die bewegende Kriegsgeschichte der Vergangenheit hat oft zu schweren Traumata und hohen Belastungen unserer Gesellschaft durch alltägliche Nachkriegserinnerungen geführt. Diese Erinnerungen können im Langzeitgedächtnis gespeichert und sogar über Generationen weitergegeben werden. Deshalb sind emotionales Wohlbefinden und Heilung wichtige Aspekte von Nachhaltigkeit. Denn wenn Körper und Geist im Einklang miteinander sind, fällt es uns leichter, Entscheidungen zu treffen, die in Balance mit anderen Menschen und dem Planeten sind.”

– Laura Deschl

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Mehr Infos über SUSTAINABLE INNOVATIONS finden Sie in diesem Interview mit Simon Angel, Kurator des Sustainable Innovations Forum, sowie in den folgenden Artikeln:

Interview über Pre-Creation, -Action und -Connection in unserer Branche >>

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Sustainable Innovations #4: Sunkolor by Panorama Fabrics

"Sunkolor" by Panorama Fabrics - Der textile UV Indikator

SUSTAINABLE INNOVATIONS Spring.Summer 23 #4

12. April 2022

Mit dem zunehmenden Klimawandel steigt auch die Menge der unsichtbaren UV-Strahlen der Sonne. Das Problem daran: Die jeweilige Stärke ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Die Folge: Sonnenbrand und Schäden in unserer Haut, die teilweise erst Jahre später auftreten. Umso wichtiger ist es, dieses wichtige Organ zu schützen.

Genau das gelingt mit Sunkolor. Das Material hilft dabei, die Sonneneinwirkung visuell wahrzunehmen und daraus resultierend eine gesunde Beziehung dazu zu etablieren. Die Technologie von Panorama Fabrics, dem Material Driven Design Studio aus Berlin, schafft es nämlich, UV-Strahlen sichtbar zu machen. Dafür werden in Deutschland hergestellte Sunkolor-Garne in Textilien verwoben.

Durch die Sonneneinstrahlung verwandelt sich die Farbe des Materials und zeigt dadurch den gefährlichen UV-Indexbereich an – so wird durch die Farbveränderung sofort deutlich, wenn es kritisch wird. Im ersten Schritt werden die Garne in Form von Labels an Wanderrucksäcken angebracht, langfristig sollen daraus eine Vielfalt an unterschiedlichen Outdoorprodukten hergestellt werden.

Das Ziel:

Neue Tools kreieren, die sich an die durch den Klimawandel veränderte Umwelt anpassen. 

Studio Panorama Fabrics möchte mit eigenen Produkten und wegweisenden Designs dazu beitragen, die mögliche Interaktion zwischen Textilien, Mensch und unserem Klima in den Fokus zu stellen. Geforscht wird an Innovationen, die mehr Menschen für die Auswirkungen des Klimawandels sensibilisieren und gleichzeitig im Umgang unterstützen sollen. Die beiden Gründerinnen Gabriela Kapfer und Karina Wirth verbindet die Faszination für verschiedene Materialien und die Leidenschaft an interdisziplinärer Zusammenarbeit – so gelingt es ihnen, gemeinsam etwas Neues, Progressives zu erschaffen.

“Sunkolor macht das Unsichtbare sichtbar, um Bewusstsein zu schaffen.”

– Gabriela Kapfer & Karina Wirth

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Sustainable Innovations #3: +17,4% - Offcuts Kollektion

"+17,4% - OFFCUTS" Kollektion by Seok Park / Studio POPOPO

SUSTAINABLE INNOVATIONS Spring.Summer 23 #3

29. März 2022

Überreste aus der Textilproduktion sinnvoll einsetzen – und zum Upgrade für die gleichen Kleidungsstücke nutzen?

Das geht: Während seiner Arbeit in der Bekleidungsindustrie sah der Produktdesigner Seok Park, welche Unmengen an Überresten entstehen – es inspirierte ihn dazu, diese sinnvoll zu nutzen. Mit seinem Studio Popopo aus Eindhoven hat er aus diesem Grund das Projekt OFFCUTS ins Leben gerufen. In der OFFCUT-Kollektion werden zusätzliche Teile für Kleidungsstücke aus Stoffresten hergestellt – Stoffreste, die bei der Produktion exakt dieser Kleidungsstücke anfallen und die bei Verwendung der Kleidung einen Mehrwert bieten. So ist das Ziel nicht nur, Reste wiederzuverwenden, sondern auch, diese zu einem anderen Produkt aufzuwerten und so in die produzierte Kleidung einzubinden.

Jedes Werk ist nach dem Prozentsatz benannt, der den Verschnitt bei der Herstellung von Kleidungsmustern angibt – 17,4% beispielsweise.

Re-use, re-value, re-connect

„Mit dem Projekt möchte ich auf das Potenzial von Stoffresten aufmerksam machen, indem ich deren eigene, einzigartige Geschichte aufzeige – jenseits von industriellen Nebenprodukten oder wiederverwendbaren Abfällen.“

– Seok Park

17,4: Das ist der Prozentsatz an Schnittüberschuss, der bei der Produktion von Chore Jackets (Deutsch: Hausarbeitsjacke), dem Klassiker der Arbeitsbekleidung, anfällt. Der funktionale Wert ist heute überholt – deshalb werden im Projekt +17,4% Reststücke aus 60 Chore Jackets verwendet, um daraus eine Kollektion praktischer Zusatzteile zu produzieren. Diese Accessoires bieten zusätzlichen Nutzen für bestimmte Gegebenheiten wie Witterungsbedingungen der verschiedenen Jahreszeiten und mehr.

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Mehr Infos über SUSTAINABLE INNOVATIONS finden Sie in diesem Interview mit Simon Angel, Kurator des Sustainable Innovations Forum, dem Projekt #1 ‚Biotic‘ und dem Projekt #2 ‚Offcuts‘:

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Textil-Innovationen, die Sie in 2022 unbedingt kennen sollten

Textil-Innovationen, die Sie in 2022 unbedingt kennen sollten

(falls noch nicht der Fall)

EIN BEITRAG VON FASHNERD FOUNDER MUCHANETA KAPFUNDE.

17. März 2022

Prognostiziert wird, dass der Wettlauf um die Digitalisierung des Textilsektors im Jahr 2022 weiter an Fahrt aufnehmen wird. Nachhaltigkeit ist dabei nach wie vor ein zentrales Thema, dessen bahnbrechende Innovationen einer sehr traditionellen Branche helfen, neue Geschäftsfelder zu erkennen. Diese führen zu einer grundlegenden Veränderung der Branche und der zukünftigen Entwicklungen.

Neue Ausrichtung des Textilsystems dank einer neuen Denkweise

Immer mehr Textilhersteller, Zulieferer, Einkäufer und Designer halten nicht länger an konventionellen Prozessen fest. Sie setzen auf ein Textilsystem, das es ihnen ermöglicht, bessere wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Ergebnisse zu erzielen. Hinzu kommt, dass die Priorisierung der Anwendung von neuen Technologien der Textilindustrie geholfen hat, die ersten Schritte auf dem Weg zu neuen Geschäftsmodellen, technologischer Innovation und grundlegender Kooperation zu machen.

„Unser Erfolg hängt nicht nur von der Arbeit innerhalb unserer eigenen Wertschöpfungskette ab, sondern auch von bahnbrechenden Partnerschaften in einem breiteren Ökosystem der Textilproduktion und -herstellung“, so Cyrus Wadia, VP Sustainable Business and Innovation bei Nike, im Bericht der Ellen MacArthur Foundation „A New Textiles Economy: Redesigning Fashion’s Future“.

Da die Technologie auch im Jahr 2022 einen erheblichen Einfluss auf die Textilindustrie haben wird, sollten Sie die folgenden Innovationen dieser drei wegweisenden Unternehmen im Auge behalten:

1. Kelp – eine der erneuerbarsten natürlichen Ressourcen: Algiknit

In dem Bestreben, die Textilproduktion umweltbewusster zu gestalten, bietet Algiknit Materialoptionen an, die genauso leistungsfähig sind wie herkömmliche Materialien.

„„Das Garn, das wir heute herstellen, hat die Optik und Haptik von Naturfasern, die den Verbrauchern vertraut sind, und bietet darüber hinaus alle Voraussetzungen für ein kompromissloses, bewusstes Material“, sagt Aaron Nesser, Mitbegründer und CTO von AlgiKnit.

Algiknit ist der Entwicklung von Stoffinnovationen einen Schritt voraus, wodurch dieses Garn auf Seetangbasis tatsächlich zum Mainstream werden könnte. Das Start-up ist derzeit dabei, die Produktion von umweltfreundlichen Garnen für zukunftsorientierte, globale Modemarken zu skalieren.

Seetang gilt als eine der erneuerbarsten, natürlichen Ressourcen weltweit. Das in Brooklyn ansässige Unternehmen stellt kohlenstoffneutrale, giftfreie Textilien her und hat die letzten vier Jahre damit verbracht, eine Technologie zu entwickeln, mit der sich Garne in kommerziellem Maßstab herstellen lassen. Das Ziel ist, die Produktion so weit steigern zu können, dass die wachsende Nachfrage nach dem Material rechtzeitig gedeckt werden kann.

2. Süßwasserfreie Textilfasern, die nächste Alternative: SaltyCo

Das britische Startup SaltyCO hat eine süßwasserfreie Textilfaser entwickelt. Mit dem Ziel, eine Alternative zum süßwasserintensiven Baumwollanbau zu schaffen, bekämpft SaltyCO den Nebeneffekt des verschwenderischen Frischwasserverbrauchs, indem es das System revolutioniert und eine neue Kategorie der nachhaltigen Textilproduktion einführt.

Dabei vertritt SaltyCO die Auffassung, dass es keine Einzellösung für „Nachhaltigkeit“ gibt. Die Vision des Unternehmens ist es, eine den Planeten heilende Lieferkette aufzubauen, die beim Ansatz für eine regenerative Landwirtschaft beginnt. In der Hoffnung, durch die Beschaffung ihres Pflanzenmaterials die größtmögliche Wirkung zu erzielen, hat das materialwissenschaftliche Unternehmen bisher eine geeignete salztolerante Pflanze für die textile Lieferkette gefunden. Sie erforschen nun regenerative Anbautechniken und Textilprodukte. Das Ergebnis ist BioPuff, eine pflanzliche Faserfüllung, die im Labor von SaltyCO in Schottland hergestellt wird.

Als Alternative zu tierischen und erdölbasierten Produkten wird BioPuff aus reiner Zellulose hergestellt und spart Berichten zufolge bei jeder Jacke 70% an Erdöl und bis zu 25 Liter frisches Trinkwasser ein.

3. Auf Biologie setzen, statt auf Öl: Biofabricate

Wussten Sie, dass wir am Beginn eines neuen Zeitalters stehen, in dem wir biologisch gestalten und biofabrizieren können? Biomaterialien sind nicht mehr nur auf kleine Experimente beschränkt, sondern haben bereits das Interesse bekannter Marken wie Adidas und Hermès geweckt, die nach pflanzlichen Alternativen zum Erdöl suchen.

Biofabricate hat das Potenzial von „lebenden Fabriken“ wie Myzel, Bakterien, Hefe und Algen erkannt. Das Startup-Unternehmen ist davon überzeugt, dass eine nachhaltige, materielle Welt mit Biologie und nicht mit Erdöl aufgebaut werden muss. Suzanne Lee, Gründerin und Geschäftsführerin von Biofabricate, ist sich bewusst, dass es keine Abkürzungen auf dem Weg zum Ziel gibt. Sie ist der Meinung, dass die Industrie Geduld und Hartnäckigkeit aufbringen sollte.

„Dies kann für viele Designer, die schnelle Ergebnisse wollen, ein Problem darstellen. Aber leider funktioniert die Biologie so nicht“, erklärte Lee im Interview mit Nextnature.net.

Da eine neue Generation von Biofabrikations- und Zelllandwirtschafts Start-Ups weiterhin Maßstäbe setzt, ist Biofabricate zur Anlaufstelle für alle geworden, die Design und Biotechnologie auf intelligente Weise miteinander verbinden wollen.

In der gegenwärtigen Landschaft setzen textile Erfindungen den Standard, indem sie die Textilindustrie dazu bringen, die Fakten zu verstehen und sich bei Lösungen mit einbringen. Letztendlich ist die Materialinnovation jedoch eine anhaltende Reise, auf die sich alle Beteiligten begeben sollten, sofern sie es nicht schon längst sind.

Sind Sie interessiert an mehr Fakten & Details der neuen Textil-Ökonomie?

Folgen Sie FashNerd.com für die weitere Reise der Industrie oder lesen Sie einen der folgenden Blog-Artikel:

Antimikrobielle Textilien, Held oder Hype?

Könnte IoT die technologische Lösung sein, die es Modeunternehmen erleichtert, ein Circular Business Model zu verwirklichen?

Die Neue Textilindustry, ein Katalysator für Transformation?

ABOUT THE AUTHOR

Muchaneta ist Gründerin und Chefredakteurin von FashNerd.com und arbeitet seit über 14 Jahren in der Modebranche. Sie gilt als eine der führenden Influencern in dem Bereich Wearable Technologies und die Fusion von Mode und Technologie.

Muchaneta Kapfunde | editor@fashnerd.com


Sustainable Innovations #2: Flower Matter

"Flower Matter" by Irene Purasachit

SUSTAINABLE INNOVATIONS Spring.Summer 23 #2

8. März 2022

Ob für Zuhause, im Restaurant oder als Geschenk für die Liebsten – schöne Blumensträuße bereiten in vielen Lebenslagen eine Freude. Das Problem: Die für den gewerblichen Verkauf angepflanzten Blumen haben nur eine kurze Lebensdauer. Stehen sie erstmal in der Vase, sind sie nach wenigen Tagen welk und werden weggeworfen – bei ca. 40 Prozent der Blumen kommt es gar nicht erst zum Verkauf, sodass Blumenhändler*innen die Ware selbst entsorgen müssen. Die in Finnland lebende Designerin Irene Purasachit schenkt diesen Blumen ein zweites Leben – angetrieben von den Unmengen an Blumenabfällen, die auf den Märkten in ihrem Heimatland Thailand täglich entstehen.

Diese recycelt sie zu Stoff und Papier, aus denen sie nachhaltige Taschen, Geldbeutel oder Blumenpapier herstellt. Dadurch entstehen nicht nur neue, biologisch abbaubare und plastikfreie Produkte – auch tonnenweise Müll wird dabei eingespart.

Für ihr Projekt Flower Matter kreiert sie unter anderem „Flower Paper“, ein Papier das zu 100 Prozent aus Blumenstielen und -blättern besteht. Einzigartige Unikate: Das Papier variiert in Farbe und Struktur – je nach verwendeter Blumenart. Mit ihrem „Flaux“ Material – das Wort steht für Flower und Flexible Sheet – kreiert sie einen komplett natürlichen, Leder-ähnlichen Stoff, der dann zu Geldbeuteln und Taschen für ihre Kollektion verarbeitet wird.

Für Flaux nutzt sie hauptsächlich Rosen und Nelken. Die Farbpalette: natürliche, klassische Rottöne, zartes Rosa, kräftiges Orange und sanftes Gelb – für alle ist etwas dabei.

„Obwohl ich mich noch in einem sehr frühen Stadium der Materialentwicklung befinde, bin ich während meiner Reise mit Flower Matter oft mit dem Dilemma konfrontiert worden, was wirklich nachhaltig ist. Wie kann ich zum Beispiel ein völlig natürliches, biologisch abbaubares Material aus Blumenabfällen herstellen, das den hohen Erwartungen des Marktes an seine Eigenschaften (extrem haltbar, wasserfest usw.) gerecht wird? Letztendlich habe ich gelernt, dass es äußerst schwierig ist, alle Erwartungen zu erfüllen. Abgesehen von meiner Absicht, meine Blumenmaterialien so ökologisch wie möglich weiterzuentwickeln, möchte ich auch die Wahrnehmung des Marktes gegenüber innovativen Materialien hinterfragen. Ich glaube, dass wir auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Welt lernen müssen, neue Materialien auf eine andere Art und Weise zu verwenden und mit ihnen anders umzugehen, als mit denen, die mit hochindustrialisierten Prozessen hergestellt wurden, an die wir heute gewöhnt sind.”

– Irene Purasachit

www.irenepurasachit.com

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Mehr Infos über SUSTAINABLE INNOVATIONS finden Sie in diesem Interview mit Simon Angel, Kurator des Sustainable Innovations Forum und dem Projekt #1 ‚Biotic‘:

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Bakterien zum Tragen

"Biotic" by Studio Lionne van Deursen aus Uden in den Niederlanden

SUSTAINABLE INNOVATIONS Spring.Summer 23 #1

22. Februar 2022

Man nehme Hefe, Bakterien und gesüßten grünen Tee – nach einem Fermentationsprozess wird daraus biologisch abbaubares, widerstandsfähiges und hochflexibles Material. Wie das funktioniert? Mikroben spinnen Nanofasern aus bakterieller Zellulose auf eine Oberfläche. Sobald diese Schicht getrocknet ist, wird sie zu einem festen Material, das sich in den Eigenschaften sehr ähnlich zu Leder verhält. Die Dicke des Stoffs kann während des Wachstumsprozesses leicht angepasst werden: Je nach Dauer des Wachstums wird er entweder instabiler und dünner oder fester und dicker. Abhängig von der Stärke entstehen im Material verschiedene Nuancen und unterschiedliche Transluzenzen. Mit diesen Materialeigenschaften gibt es verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten: Im nassen Zustand kann beispielsweise eine Textur aufgetragen werden, die auch vollständig getrocknet noch sichtbar bleibt. Auch die Farbe des Stoffs kann aufgrund der hohen Absorptionsfähigkeit leicht verändert werden. Ausprobieren zahlt sich deshalb aus. In Experimenten mit Pflanzenfarben und Farbstoffen aus Fruchtabfällen ist eine Stoffkollektion mit bunten Farben, unterschiedlicher Lichtdurchlässigkeit und abwechslungsreichen Mustern entstanden.

Lebende Organismen, die umweltschonende Materialien produzieren – dahinter steht das Projekt „Biotic“ des Studios Lionne van Deursen aus Uden in den Niederlanden für Materialforschung und Produktdesign, das 2019 von der gleichnamigen Designerin ins Leben gerufen wurde. Durch verschiedene Experimente generiert das Team Einblicke in die unglaubliche Vielfalt neuer und biobasierter Materialien. Die Vorteile sprechen für sich: Für die Produktion des Materials sind nur lokale Ressourcen erforderlich und fürs Färben werden ausschließlich pflanzliche Mittel verwendet. Daraus ergeben sich nicht nur nachhaltige Materialien, sondern allem voran auch ein nachhaltiger Produktionsprozess.

„Das Ziel des Projekts ist es, nachhaltige Produkte aus Materialien zu entwickeln, die der Umwelt nicht schaden. So können wir Möglichkeiten für biologisch produziertes Material aufzeigen – von lebenden Mikroorganismen erschaffen, biologisch abbaubar, stark und hochflexibel.“

– Lionne van Deursen

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Interview über Pre-Creation, -Action und -Connection in unserer Branche

"Pre-Action"

Ein Interview mit Simon Angel, Kurator des Sustainable Innovations Forum

11. Februar 2022

Unser Ansprechpartner für die Entwicklungen, die wegweisend für unsere Branche sind? Simon Angel – Kurator der SUSTAINABLE INNOVATIONS, welche jede Saison auf der MUNICH FABRIC START vorgestellt werden. SUSTAINABLE INNOVATIONS bietet eine Plattform für spannende Jungdesigner, die außergewöhnliche Materialentwicklungen kreieren und die Textilwelt neu denken – mit diesen Insights sind Sie dem Markt immer einen Schritt voraus.

Hier geht’s zu einer Übersicht der SUSTAINABLE INNOVATIONS der letzten Saisons >>

Hey Simon, schön dich zu sehen. Wie geht’s dir?

Derzeit beschäftigen mich die Umstände, die auf die aktuelle Zeit zurückzuführen sind: Neben den primären Auswirkungen der Corona-Pandemie gibt es noch die Nebeneffekte auf die Gesellschaft als Ganzes, ebenso wie Schwierigkeiten für uns als Individuen. Jetzt gerade erreichen die persönlichen Auswirkungen der globalen Herausforderungen ihren Höhepunkt. Und ja, wann immer der Druck zu groß wird, müssen sich die Menschen (und die Gesellschaft) distanzieren, um sich selbst zu „retten“ und die Herausforderungen zu bewältigen. Im Moment führt dies zu neuen Realitäten, Ignoranz oder Verleugnung. Ich komme nicht umhin, mich zu fragen: Was ist hier gerade los? Und außerdem: Was ist überhaupt real und was nicht? Was ist die echte Realität? Und… neben den aktuellen Herausforderungen durch Covid und den Klimawandel gibt es vielleicht noch eine größere Fragestellung: Zuverlässigkeit.

Also müssen wir uns an die neue Realität anpassen. Was sind Ansätze, um dies zu meistern?

Aktuell gibt es, wie schon gesagt, zwei Schlüsselbegriffe, die wirklich wichtig sind: Realität und Zuverlässigkeit. Ich denke, wir sollten diese Worte wieder so verstehen, dass sie unser Bewusstsein tangieren. Wofür kämpfen wir wirklich? Was sind unsere wahren Probleme? Bewegende Themen sind die Übermengen an Plastik, Kleidung und Konsumgütern. Eine Folge des Konsumverhaltens – das eigentliche, grundlegende Problem liegt allerdings noch tiefer. Klar: Der Klimawandel, Konsum, Klamottenberge auf Deponien, Corona, Fake News – das sind alles Herausforderungen dieser Zeit. Es ist gut und wichtig, das Chaos, das daraus resultiert, zu beseitigen. Aber die Lösung kann nicht nur Aufräumen sein. Wir müssen tiefer gehen und uns fragen: Warum haben wir die Verbindung zu dem verloren, was wirklich real und wichtig ist? Wir sollten in all dem Inspirationen suchen, um etwas zu ändern, anstatt immer nur auf das Schlechte zu schauen.

„Wir müssen tiefer gehen und uns fragen: Warum haben wir die Verbindung zu dem verloren, was wirklich real und wichtig ist? Wir sollten in all dem Inspirationen suchen, um etwas zu ändern, anstatt immer nur auf das Schlechte zu schauen.“

Wie lässt sich dies Deiner Meinung nach erreichen?

Ich denke, wir müssen Vorsilben verändern. Nachdenken wird zu pre-denken. Recyclen zu pre-cyclen.

Gib diesem Gedanken mal etwas Raum. Es geht darum, zu pre-agieren statt zu reagieren: Wir müssen etwas Neues erschaffen, um den nächsten Generationen den Weg für eine bessere Zukunft zu ebnen. Nur auf Gegebenheiten zu reagieren wird niemals inspirierend sein. Auf toxische Umstände einzugehen und damit weiterzumachen kann niemals zu frischen, aufregenden oder neuen Impulsen führen. In dieser Zeit geht es darum, unsere Beziehungen zueinander neu zu gestalten. Vordenken, statt über die Vergangenheit nachzudenken. Wir können keine bessere Zukunft erschaffen, solange wir alte und schlechte Muster aufrechterhalten. Das betrifft die Wirtschaft, die Mode, aber auch zwischenmenschliche Beziehungen.

Die Vorsilbe „Re“ in „Reagieren“ deutet darauf hin, dass wir auf etwas bereits Vorhandenes agieren. Doch dass, was schon vorhanden war, hilft uns nicht für eine neue Zukunft. Wir müssen pre-agieren, uns wiederverbinden und pre-kreieren. Um einen Wandel voranzutreiben, braucht es neue und frische Ideen, sonst wird das nichts. Lasst uns neue Pre-Beziehungen schaffen, um uns mit der zukünftigen Generation zu pre-connecten.

Schauen wir auf die diesjährigen Sustainable Innovations. Wo gibt es Parallelen zu dem Konzept Pre-Action?

Wir versuchen, uns immer auf die wahren Herausforderungen zu fokussieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Frage nach dem, was wir wirklich wollen, stellt sich immer wieder.

Ein allgegenwärtiges Ziel: Eine echte Person innerhalb einer guten Gesellschaft zu sein, die eng mit der Natur verbunden ist. Unsere Projekte zeigen, wie wir dieser Vorstellung einen Schritt näherkommen können – wie man pre-agieren kann, um etwas zu verändern.

Motorskins zeigt Lösungen dafür, wie man mit der Pre-Kreation von Bewegungen und Support schlank und aktiv werden kann.

Das Studio Panorama Fabrics pre-kreiert Sunkolor auf der Basis von Licht, was den Einbezug natürlicher Elemente ganzheitlich verkörpert.

Ein weiteres Beispiel dafür, von der Natur zu lernen, zu pre-agieren und die Natur als kollaborativen Partner zu sehen, zeigt Irene Purasachit mit ihrem Projekt Flower Matter.

Mit Innovationen wie diesen kann es uns gelingen, auf die wahren Fragen zu reagieren und echte Lösungen für die Probleme der nächsten Jahre zu pre-agieren. Diese und weitere SUSTAINABLE INNOVATIONS werden wir Ihnen in den kommenden Wochen im Detail hier auf unserem M/UNIQUE Blog vorstellen.

Eine Sneak Peak in unser E-Magazine:


Seaweed Design von Violaine Buet

SUSTAINABLE INNOVATIONS Autumn.Winter 22/23 #6

17. Dezember 2021

Seaweed Design® von Violaine Buet

Am Anfang stand ihr Wunsch, mit einem natürlichen, lebendigen Material zu arbeiten. Die Wahl von Violaine Buet fiel intuitiv auf Seegras, die uralte Meerespflanze, die einen Teil der Landschaft ihrer Kindheit in der Bretagne ausmachte. Das übergeordnete Ziel ihrer Bemühungen: Ein innovatives Fachwissen über Algen zu entwickeln, um sie in Kunst, Haute Couture, Szenografie und Dekoration bis hin zu Visual Merchandising und industrieller Fertigung einzusetzen. Denn: Seegras kann vielfältig genutzt werden. Ob weben, färben, nähen, bedrucken, prägen, tuften, gravieren, flechten oder pressen – die Möglichkeiten scheinen schier unbegrenzt.

Mit ihrem handwerklichen Geschick als Designerin erkundet Violaine Buet die ästhetischen und technischen Eigenschaften des Materials, entwickelt natürliche Färbemethoden mit der Unterstützung von Experten für pflanzliche Färbung und Biopolymerforschern. Mit interdisziplinären Methoden verknüpft sie so Fachwissen mit Handwerk, inspiriert von Weber:innen, Lederverarbeiter:innen, Juwelier:innen, Schneider:innen, Siebdrucker:innen, Vergolder:innen und Glasermeister:innen. So entstehen nicht nur maßgeschneiderte Textilien aus den biologisch abbaubaren Algen, sondern darüber hinaus auch Wände, Landschaften und Installationen.

“It’s like writing a story with an inevitable factor of time. With seaweed I have to take into account seasons, species, tides, weight, smell, particularities, colour-fade, hydrophilicity and decomposition, all of which change with time. It’s about everything coming together in a kind of balance.”

Violaine Buet


Pre-Loved von Sarmite Polakova

SUSTAINABLE INNOVATIONS Autumn.Winter 22/23 #5

9. Dezember 2021

Pre-Loved von Sarmite Polakova

Aus Alt mach Neu: Die Material- und Produktdesignerin Sarmite Polakova und die Designerin Mara Maizele haben mit ihrem Biotextil Pre-Loved ein völlig neues Textilkonzept erschaffen. Pre-Loved besteht aus gebrauchten Textilabfällen und natürlichen Bindemitteln. Die Designerinnen möchten mit dem Produkt das traditionelle Konzept von Stoffen infrage stellen und die Perspektive auf recycelte Mischfasern verschieben. Shoddy nennt sich das Material, das aus unverkäuflichen und nicht mehr tragbaren Kleidungsstücken hergestellt wird. Baumwolle, Polyester und Wolle: Shoddy besteht aus einer Vielzahl von Fasertypen, die in dem Recyclingprozess zu einer einzigen Masse zusammengeführt werden.

Eine weitere Besonderheit ist die hervorragende Isolierungseigenschaft von Shoddy. Das Biotextil kann für die unterschiedlichsten Zwecke eingesetzt werden: im wärmenden Wintermantel, in der gemütlichen Couch oder in der gut isolierten Hauswand. Durch Farbseparation, kontrollierte Musterung und sogar natürliche Färbung sticht der Stoff auch durch einen einzigartigen Look hervor. Darüber hinaus werden die kurzen Fasern, die sich sonst nicht zum Spinnen von Garnen eignen, mit Biokunststoffen kombiniert, die die Fasern von innen heraus stärken und dem Material eine glatte, lederähnliche Oberfläche verleihen. Mit Shoddy entsteht eine ganz neue Art von Chemiefaser – Pre-Loved zelebriert diese neue Textilidentität, die eine neue Ästhetik mit sich bringt und das frühere Leben jedes getragenen Kleidungsstücks durch Farb- und Strukturnuancen hervorhebt.

“When textile waste meets bio-plastics and together they form a new leather-like material for future fashion applications.”

Sarmite Polakova


Fixing Fashion von Alicia Minaard

SUSTAINABLE INNOVATIONS Autumn.Winter 22/23 #4

22. November 2021

Kopieren erwünscht - Fixing Fashion by Alicia Minaard

Wissen teilen, Kleidung retten: 3,3 Jahre – das ist die durchschnittliche Lebensdauer eines Kleidungsstückes. Mit guter Pflege und ein paar Tricks kann Kleidung noch viel länger erhalten bleiben. Die digitale Plattform Fixing Fashion hat es sich zum Ziel gemacht, Interessierten dabei zu helfen, ihre Lieblingsteile zu pflegen, selbst zu reparieren oder neu zu verwerten. Auf Fixing Fashion finden Nutzer:innen Ideen, Tipps und Anleitungen, um getragene Kleidung mit kreativen Ansätzen zu schützen. Dafür hat sich die Designerin Alicia Minaard gemeinsam mit der Organisation One Army über zwei Jahre lang vorbereitet: In Interviews, Workshops und Exkursionen hat das Netzwerk um Minaard weltweit die besten Praktiken und Methoden zum Recyceln und Reparieren ausrangierter Kleidung recherchiert – und stellt diese nun kostenlos zur Verfügung. Entstanden ist eine Kollektion, die man nicht kaufen kann, aber nachahmen oder als Inspirationsquelle für eigene Fixing Looks nutzen soll.

Doch dem Team von Fixing Fashion geht es nicht nur um die Bereitstellung von Informationen. Die Initiator:innen des Projektes möchten vielmehr eine Community aufbauen, die sich austauscht und sich dabei unterstützt, Kleidung länger zu erhalten – und damit nicht zuletzt auch Textilabfälle einspart. Durch die sorgfältige Pflege von Textilien kann die Lebensdauer von 3,3 auf 4,5 Jahre erhöht werden. Übertragen auf die amerikanische Textilabfall-Menge könnten somit jährlich 1,22 Millionen Tonnen Abfall gespart werden.

“The collection is not for sale. Instead, each look is merely meant to inspire. In a way it is meant to trick people, as if this is a brand but then really it has everything and you need to do it yourself!”

Alicia Minaard